Eine Hommage an Josef Beuys
Performance: Maria Neumann, Evelin Degen, Matthias Geuting
Seit geraumer Zeit befand sich in Raum 20 ein altes, abgehalftertes, braunes Klavier, das irgendjemand mitten im Raum abgestellt hatte. […] Es kam nun häufiger vor, dass sich Josef Beuys ganz allein in dem Klassenraum aufhielt und auf dem alten Klavier spielte. Ein- oder zweimal bin ich als einziger auch im Raum dabei gewesen, mehrmals aber, wenn ich auf dem Weg zur Klasse schon vom Flur aus das Klavierspiel hörte, bin ich vor der Tür stehengeblieben, ohne den Raum zu betreten. […] Eine Musik wie diese hatte ich noch nie gehört. Sie wirkte ganz fremdartig und doch auf eine Art seltsam vertraut. Nicht ich dachte es, sondern es dachte in mir: Diese Musik kommt aus der Zukunft! […] Dass eine Musik nicht einfach nur da ist, sondern überhaupt von irgendwoher kommt, war ein an sich schon erstaunlicher Gedanke – daß der aber direkt aus der Musik selbst herrührte, deren Erstaunlichkeit eher als ihre zeitumgekehrte Herkunft auswies, war das bei weitem Erstaunlichere. Was war das für eine Musik – und was ist das: eine Musik die aus der Zukunft kommt?
Johannes Stüttgen (1988)